Drin die Zeit sich verringt mit anstürmender Zukunft
Performative Lesung
Martin Pietsch, Licht-Triptychon I, 2019 (Ausschnitt)
Drin die Zeit sich verringt mit anstürmender Zukunft
Wer draußen frei herumläuft, sieht die alten
Gemäuer nicht – geblendet von den Sinnen
Gedichte und Texte von
Rainer Maria Rilke (*1875, Prag; †1926, bei Montreux, Schweiz) und
Victor Johannes Trub (*1948, Freiburg i. Br.; †2020, ebendort)
Eine Produktion des Rilke Festivals für vier Stimmen in einer bewegend performativen Szenerie aus Sprache, Klang und Bild.
Nicola Trub
Boris Pietsch
Hapé Schreiberhuber
Dauer: ca. 75 Minuten
Im Mittelpunkt steht der Dichter Rainer Maria Rilke. Ein Dichter des Übergangs. „Ich lebe grad, da das Jahrhundert geht” schreibt er 1899 im Stundenbuch. Dies soll sein Thema bleiben und sein Problem: wie sich zur Gegenwart stellen, sich in ihr verhalten „neben dem neuen Gedröhn der metallenen Handlung / drin die Zeit sich verringt mit anstürmender Zukunft.”
Feinsinnig erfasst seine Seele das Ende des Jahrhunderts und von hieraus bestimmt er seinen Platz: „Jede dumpfe Umkehr der Welt hat solche Enterbte / denen das Frühere nicht und noch nicht das Nächste gehört.” Und weiter schreibt er 1924: „Halten wir uns dem Wandel zwischen die Zähne, / dass er uns völlig begreift in sein schauendes Haupt.”
Auch für den Dichter und Philosophen Victor Johannes Trub war die Verortung der eigenen Person im geschichtlichen und biographischen Kontext, zeitlebens ein immer wiederkehrendes Thema: „Womit das Thema „Mensch” endgültig präsent geworden ist. Denn er ist eigentlich mit dem Gang des Geschichtsgeschehens untrennbar verwoben. Die Geschichte ist s e i n Thema, e r ist das Thema der Geschichte, denn denkt man ihn fort, ist die Geschichte nicht mehr da, denkt man sie weg, kann er mit seinem Leib nicht mehr den Erdplaneten bewohnen.”
„Zwei Wächter hocken bei der Tür zum Innen, / Um den, der drinnen lebt, in Haft zu halten. / Wer draußen frei herumläuft, sieht die alten / Gemäuer nicht – geblendet von den Sinnen.”
Momentan befindet sich die Menschheit mehr denn je im Spannungsfeld vergangener, geschichtlicher Ereignisse und den daraus resultierenden Folgen. Und im Konterfei dieses Szenarios kämpft sie um ihr Bestehen.
Mit dieser Inspiration im Gepäck wird die Lesung – 150 Jahre Rilke zur Spurensuche dessen, was zwei Poeten im Spannungsfeld ihrer GESCHICHTE – die nicht unterschiedlicher hätte sein können – gefühlt, gedacht, ersehnt, verdammt und gelitten haben.
www.rilke.ch
www.victortrub.de
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Sa 10.05. 2025 / 19:30 / Steyr, Schloss Lamberg
Atelier Schreiberhuber / Premiere / Ticket: 29.- Euro
tickets(at)styraburg.com
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